06. Dezember, 2018

Meetup: Die hippe Form des Zusammenkommens oder wenn der Stammtisch Einzug in die Moderne hält

Geschafft! Das erste Mal Meetup in Hamburg. Wir haben häufig davon gesprochen, viel darüber nachgedacht, unzählige Plattform Besuche liegen hinter uns. Doch: Keine einzige Teilnahme bis dato. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen. Also haben wir die Möglichkeit beim Schopf gepackt und aus der Theorie Praxis gemacht. Es musste also erst der kalte Hamburger November Einzug halten, bevor wir - Nikolaus Grosse & Florian Staßfurth, Personal Career Manager von plusYOU - endlich auch dazu gehören. Wir sind jetzt ganz offiziell Teil der Familie von Meetup. Und es hat sich mehr als gelohnt - doch dazu später mehr…

Erst einmal zurück zum Anfang.

Bis vor einigen Monaten hatte ich persönlich vom Meetup Format - ehrlich gesagt - noch nie gehört. Irgendwie scheint diese moderne Form des sozialen “Get-togethers” an mir vorbei geschlichen zu sein und das obwohl die Plattform schon 2002 von Scott Heiferman in den USA gegründet worden ist. Schlappe 16 Jahre hatte ich also Gelegenheit irgendwie in Berührung damit zu kommen. Vielleicht habe ich mich auch unterbewusst dagegen gewehrt Meetup früher kennenzulernen. Denn Meetup klingt halt überwiegend nach Meeting.

Und immer wenn ich das Wort „Meeting“ höre oder lese, weil mal wieder eine von unzähligen E Mail-Einladungen zum nächsten Meeting eingetrudelt ist, richten sich mir die Nackenhaare auf. Wie oft schon habe ich Zeit in Meetings investiert und festgestellt, dass sie irgendwie vergeudet war. Alle reden, jeder will die individuellen Vorstellungen durchsetzen, wenig Konsens oder fehlende Ableitungen und konkrete Maßnahmen danach. Zu oft verschwendete Zeit - sowohl persönlich als auch im Business Kontext. Und wenn ich dann weiter darüber nachdenke, wie sinnvoll ich diese Zeit hätte ein ums andere Mal anderweitig investieren können… Naja.

Und ich bin sicher, viele von Euch haben diese Erfahrung im beruflichen Alltag schon geteilt. Wie dem auch sei, eventuell hat sich da ein kleines Vorurteil in meinem Gedankengut eingeschlichen. Und dennoch, es hat sich irgendwie über die Jahre einfach nicht früher ergeben. Bis jetzt. Schwamm drüber. Lieber spät als nie.

Denn: Unsere erste Teilnahme an einem Meetup hat sich für uns wirklich gelohnt, das habe ich oben schon geschrieben. Die Antwort auf das “Warum” folgt jetzt.

Wir hatten die Ehre am siebten Hamburger “Legal Tech Meetup - Alternative Legal Service Provider”, initiiert von Nico Kuhlmann und von Hogan Lovells, in den Kanzleiräumlichkeiten von Hogan Lovells in Hamburg, teilzunehmen. Nicht nur die Tatsache, dass man Nico Kuhlmanns Elan & Spirit dem Thema Legal Tech gegenüber dauerhaft im Raum spüren konnte (gilt er doch am Markt als einer der Legal Tech Pioniere), so waren es vor allem auch die beiden weiteren Referenten am Abend, die maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben: Jan Ginhold, CEO von coduka & Marco Klock, CEO & Co-Founder von casecheck.de.

Der Abend stand im Allgemeinen unter dem Motto Digitalisierung des juristischen Arbeitens, im Fokus hierbei die sogenannten Alternativ-Legal-Service-Providers. Was für ein überaus sperriger Begriff. Bei dieser Begriffsdefinition - zumindest beim ersten Gedankengang - kaum nachzuvollziehen, wer oder was eigentlich genau auf Firmenseite da dahinter steckt. Das war übrigens Tenor - bei den beiden CEOs und auch bei Nico Kuhlmann. Letzterer schreibt übrigens in seiner Meetup Beschreibung zwecks Konkretisierung hierzu selbst: „ Dies sind Unternehmen, die zwar nicht aussehen wie eine klassische Kanzlei, aber trotzdem rechtliche Dienstleistungen anbieten.“ Trifft es aus meiner Sicht ganz gut.

Nacheinander, beginnend mit Marco Klock von casecheck, gaben beide Speaker prägnante Einblicke in die jeweiligen Gründungsstories, die Geschäftsmodelle und das Mandantenklientel ihrer Services. Während Marco Klock in seiner Darstellungsweise vor allem durch klare Rhetorik bestach, war es für mich insbesondere Jan der dem juristisch geprägten Auditorium einen verbalen Rundumschlag verpasst hat. Sofern es unter den Juristen den Klischee-Typus “leicht auf den Schlips zu treten” gibt, so wäre der Vortrag vermutlich eine Ansammlung von emotionalen Aufregern, vielleicht sogar ein kleiner, persönlicher Affront gewesen. Warum? Weil dermaßen konstant klar geworden ist, wie launig Jan Ginhold dem juristischen Arbeiten gegenüber steht. Ich glaube beinahe er sprach dem Juristen im “versus Maschinen” Vergleich die Kompetenz ab. Gewagt im Hause Hogan Lovells. Unsicher bin ich mir offen gestanden inwieweit seine Aussage Bestand haben wird, dass es den Juristen so wie wir ihn kennen in 20 Jahren nicht mehr geben wird. Ich persönlich denke zwar auch, dass sich das Berufsbild selbst im Zuge der Digitalisierung und voranschreitenden Entwicklung künstlicher Intelligenz verändern wird und sogar muss. Es werden sich ohne Zweifel einige sinnvolle Synergien schaffen lassen, bisherige händisch zu erledigende Aufgaben automatisieren und deutliche Effizienzen heben lassen. Wovon ich im Gegenzug allerdings mehr als fest überzeugt bin, ist die Tatsache, dass der Beruf des Juristen nicht im Ansatz in irgendeiner Form - von Maschinen bedroht - in Gefahr wäre.

Spannend in diesem Zusammenhang war die thematische Ergänzung von Nico. Wenn man seiner Meinung Glauben schenken darf, dann “... werden im Endeffekt viel, viel mehr Leute im Rechtsmarkt arbeiten als zur Zeit. Es werden nicht die 160.000 zugelassenen Anwälte sein, die immer noch alles händisch machen. Es werden auf einmal auch andere Leute mitspielen. Leute wie beispielsweise du (Jan Ginhold - selbst kein Jurist), Leute mit einer Querschnittsmaterie werden mitspielen am Rechtsmarkt. Die Anzahl an Arbeitnehmern insgesamt wird jedoch sehr viel größer werden als zur Zeit.” Dem stimmt auch Marco Klock zu. Er erkennt im selben Atemzug aber auch Grundprobleme in der Gesellschaft durch die Technologisierung. Die Tatsache, dass immer weniger Leute “above the edge” arbeiten und dennoch auf den Rechtsanwaltsmarkt drängen, mit dem Anspruch 100.000 € zu verdienen, sieht er kritisch.

Dies ist aus meiner Sicht ganz sicher so und hat sich in den letzten Jahren in vielen anderen Berufsbildern bereits gezeigt. Akademische Zwitter Rollen wie beispielsweise der Wirtschaftsinformatiker machen es vor, wie wichtig in Zeiten beruflichen Wandels branchenübergreifendes Arbeiten und Knowhow ist. Wie zuletzt schon in unserem Blog “IT rules the world”  erwähnt, war es Stefan Richter, Gründer von freiheit.com, der uns im Gespräch auf der code.talks 2018 sagte, dass in Zukunft jeder Unternehmensvorstand beispielsweise über adäquates Technologie Knowhow verfügen muss um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vielleicht ja auch so mit dem Juristen. IT meets Legal eben.

Mit Ende der Diskussionsrunde war es Dirk Hartung von der Bucerius Law School der dem Auditorium einen kurzen Einblick in die aktuelle Studie der Bucerius Law School und der Boston Consulting Group gab. Thema hier: “Legal Operations: Getting more from in-house legal departments and their outside counsel“, mit der Möglichkeit Einblicke in die Wirkungsweise von Legal Operations als Management-Konzept zu erhalten. Nico Kuhlmann wies übrigens extra nochmal darauf hin, dass Dirk Hartung heute Abend keinen Anzug sondern Hoodie trägt. Guter Hinweis. Man könnte fast meinen auch hier scheinen sich die zwei Welten bereits zu vermischen. Achtung - Vorurteil: Der als eher spießig auftretende und als konservativ geltende Jurist und der einen Hauch introvertiertere und  pragmatisch ausgerichtete IT-Profi. IT meets Legal eben.

Doch zurück zum Meetup-Format.

Klar ist für mich jetzt, das Meetup selbst unterscheidet sich vehement von einem typischen beruflichen Meeting aus Konzern Zeiten. Was ich festgestellt habe, ist die Tatsache, dass es bei Meetups primär darum geht, unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen, sie mit ihren Gemeinsamkeiten zu verbinden.

Ein deutliches Gefühl von Gemeinschaft ist das, was ich da gespürt habe. Aktiver Austausch mit vielen tollen Persönlichkeiten unterschiedlichen Alters, von der Jurastudentin über den Entwickler, IT-Security Experten bis hin zur Richterin und zum gestanden Kanzlei Juristen. Was digital begann, mündete in angenehmer Umgebung in einem Treffen in persona. Live, in echt und in Farbe. Mit aufrichtigem Interesse für- und aneinander. Ziemlich cool. Es wird also Zeit für mich für einen Mindset-Change. Mein Appell an alle IT- oder Legal Experten die Meetup bisher nicht kannten oder aktiv genutzt haben: Nutzt es! Netzwerkt! Lernt Menschen anderer Spezialisierungen kennen und schaut noch weiter über den Tellerrand hinaus als bisher vielleicht. Meetup selbst bietet hierfür das passende Format und die richtigen Persönlichkeiten. Ich persönlich habe den Abend als absolute Bereicherung empfunden. Und ich bin mir sicher, dass es den vielen IT-Experten und Juristen des Meetup Abends nicht anders gehen dürfte.

Im Übrigen erkenne ich in dieser Verbindung des Zusammenkommens beim Meetup auch die größten Analogien zu unserem Konzept: Personal Career Management - die ganzheitliche Beratung und Begleitung von IT-Experten und Juristen. Denn auch unser Anspruch ist es den einzelnen Menschen wirklich ernst zu nehmen, ihm die Zeit zu widmen die es braucht, um sich ganzheitlich auf die jeweiligen individuellen Karriere Bedürfnisse einzustellen. Und eben nicht nur digital sondern immer persönlich und von Angesicht zu Angesicht. Live, in echt und in Farbe. Mit aufrichtigem Interesse für- und aneinander.

Eins ist klar. Wir kommen wieder. Und werden noch an vielen weiteren Meetups teilnehmen die uns interessieren, die uns weiterbringen und die zu uns passen. In 2019 vielleicht sogar selbst als Gastgeber eines eigenen Meetup-Formats in unseren Büroräumlichkeiten im Mittelweg. Wir werden sehen. Es bleibt also mehr als spannend...

Euer Florian Stassfurth