24. März, 2020

Digitaldarwinismus - Oder von der Kunst in der Krise die Chance zu sehen

Spätestens seit letzter Woche ist allen Unternehmen klar, dass es in Folge der rasanten Ausbreitung des neuartigen SARS Virus COVID-19 drastische Auswirkungen auf unseren Alltag geben wird.

Diese sind vielfältig: Isolation, Hygienemaßnahmen, Reisebeschränkungen, Versammlungs- und Kontaktverbot, Schließungen von Betrieben und Restaurants, dies alles sind notwendige Sicherheitsvorkehrungen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus.

Besondere Herausforderungen stellen zudem noch die geschlossenen Schulen und KiTa’s dar, die Mitarbeiter vor die Herausforderung einer zusätzlichen Vollzeit Kinderbetreuung stellen.

WAS SAGEN UNSERE EXPERTEN?

Wir haben die Experten, Fach- und Führungskräfte in IT und Legal, mit denen wir aktuell zusammenarbeiten befragt, wie ihre Unternehmen mit den erforderlichen Maßnahmen umgehen.

Hier einige Stimmen der Experten, mit denen wir bisher gesprochen haben:

“Man fühlt sich schon alleine zuhause.”

“Wir als Software-Entwickler sind ja eh Homeoffice gewöhnt.”

“Vollzeit Kinderbetreuung bei gleichbleibender Arbeitsleistung ist eine ganz neue Herausforderung.”

“Es ist ganz schön langweilig und traurig alleine im Büro.”

“Bisher haben wir nach wie vor die Vorgabe ins Büro zu gehen um für unsere Mandanten da zu sein, auch wenn diese selbst nicht vor Ort sind.”

Wie man sieht, jeder geht unterschiedlich mit dem Thema um, aber alle wollen und müssen das Beste draus machen. Denn eine Erkenntnis vorab: Wir sitzen dieses Mal wirklich alle im selben Boot!

UND WAS SAGEN UNSERE PARTNERUNTERNEHMEN?

Dann haben wir uns natürlich auch gefragt wie unsere Partnerunternehmen in Hamburg, mit denen wir im täglichen Austausch sind, die derzeitige Lage wahrnehmen.

Hierbei haben wir unter anderem festgestellt, dass manche Unternehmen sich schneller an die neuen Umstände anpassen als andere. Frei nach der Darwin’schen Evolutionstheorie, zum Überleben des am besten Angepassten, ist dieses Phänomen derzeit auch in der Hamburger Wirtschaft zu beobachten.

Unternehmen, die sich ursprünglich aus unterschiedlichen Gründen gegen mobiles Arbeiten ausgesprochen haben, sind jetzt dazu gezwungen aus dem Nichts heraus Homeoffice Plätze für ihre Mitarbeiter einzurichten, Laptops und Headsets zu besorgen und ihre täglichen Meetings in Web- und Videokonferenzen zu verlegen.

Hier einige Beispiele aus den Gesprächen mit unseren Partnerunternehmen:

  • Voll drin!  Eines unserer Partnerunternehmen aus der IT Branche hat sich hier als sehr agil und flexibel bewiesen und sofort reagiert. Noch unmittelbar bevor sämtliche Auswirkungen und Einschränkungen bekannt waren, haben sie ihren Recruitingprozess komplett digitalisiert. Die Mitarbeiter wurden ohne Ausnahme ins Homeoffice geschickt. Tägliche Videokonferenzen finden hier über Google Hangouts statt und sonstige Kommunikation funktioniert weiterhin über Slack und unternehmenseigene Intranets. Ein sehr angenehmes Gefühl für die Mitarbeiter, aber eben auch für Kunden ein reibungsloser Übergang.
  • Noch nicht ganz drin! Weitere Unternehmen mit denen wir gesprochen haben, sind zunächst auf übergangsweise Lösungen umgestiegen. Sie haben die Mitarbeiter abwechselnd ins Homeoffice geschickt, um nicht mehr so viele Mitarbeiter gleichzeitig in den Büros zu haben und hier die Arbeitskraft weiter zu verteilen. Weitere Hintergründe waren zudem, dass sie befürchtet haben alle Mitarbeiter könnten zeitgleich erkranken. Deshalb haben sie auf ein abwechselndes Ausweichen in die Isolation gesetzt.
  • Noch viel zu tun! Einige wenige Unternehmen, vorrangig in den klassischen Geschäftsbereichen wie Einzelhandel oder Logistik, sind nach wie vor noch nicht so weit, dass sie die Möglichkeit haben alle ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken und zu isolieren. Man bemüht sich hier Lösungen zu finden, jedoch werden konkrete Handlungen abgewartet, bis auf die Maßnahmen reagiert werden muss und keine Handlungsalternativen bleiben.

Probleme stellen hier unter anderem die fehlenden Laptops dar, die ein flexibles Ausweichen ins mobile Arbeiten ermöglichen würden, aber auch Herausforderungen bei der Abstimmung und fehlende Vorgaben aus dem Management. Viele Unternehmen sehen sich zudem außerstande oder trauen sich nicht richtig Recruitingprozesse komplett zu digitalisieren. Sie wollen lieber die Isolationsphase und mögliche wirtschaftliche Folgen abwarten und sämtliche Prozesse so lange pausieren.

Dabei gilt ebenfalls zu berücksichtigen, dass umso länger man die laufenden Auswirkungen abwartet, die Ressourcen immer weiter erschöpft werden und irgendwann nötiges Equipment wie Laptops und Headsets, schwieriger zu erwerben sind.

WAS TUN?

Gut bedient ist hier, wer sich schon frühzeitig auf flexible Arbeitszeiten und eine möglichst freie Arbeitsgestaltung seiner Mitarbeiter eingestellt hat. Gerade in Anbetracht der aktuellen Lage der zusätzlich anfallenden Kinderbetreuung, ist es zwingend notwendig, dass Mitarbeiter die Möglichkeit haben sich im Homeoffice entsprechend einzurichten.

Es ist äußerst schwierig für Mitarbeiter mit Kindern sich bei der derzeitigen Lage an reguläre Arbeitszeiten zu halten. Eine hohe Flexibilität erleichtert es ihnen hier z.B. während des Mittagsschlafs oder nach dem Zu-Bett-Gehen der Kinder noch etwas für die Arbeit zu tun. Also traut Euch, da wo es geht!

An dieser Stelle soll auch nochmal gesagt sein, dass unsere Partnerunternehmen, hier speziell die Abteilungen im IT oder Legal Bereich, in der glücklichen Situation sind mit relativ wenig Aufwand auf Homeoffice umzustellen.  Auch wir persönlich, in der Karriere- und Personalberatung, haben die vorteilhafte Position flexibel und von zu Hause aus zu arbeiten.

Ich möchte aber hier auch nochmal auf die Unternehmen und Branchen hinweisen, die gar nicht in der Lage sind auf Heimarbeit umzusteigen, weil sie zum Beispiel im produzierenden Gewerbe, im Einzelhandel, in der Industrie, Logistik, ÖPNV oder in der Gesundheitsbranche tätig sind.

Schätzen wir uns also glücklich in der dankbaren Situation zu sein flexibel agieren zu können und die Schutz-Isolation für uns zu nutzen.  Hoffen wir, dass diejenigen, die nicht in dieser komfortablen Situation sind, unbeschadet aus dieser Phase kommen.

‚Wettbewerb ist mehr und mehr eine Frage richtiger Beherrschbarkeit von Zeit. Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen überholen die Langsamen.‘ (Eberhard von Kuenheim)

Dementsprechend nehmen wir als Fazit mit, dass es wichtig ist auch mal den Mut aufzubringen, neue unbekannte Wege zu gehen und die Arbeitswelt freier zu gestalten. In der Krise kann auch eine Chance liegen, die eigene Arbeitsweise zu hinterfragen und kreativ neu zu gestalten.

UNSERE KONKRETEN HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN (NACH DEM VUCA MODELL):

  • Empathiefähigkeit und intuitive Intelligenz nutzen um zu verstehen, was Mitarbeiter und Kunden in der aktuellen Lage brauchen und sich hier entsprechend anzupassen.
  • Klarheit in der Kommunikation, etwa durch ein transparentes Rollenverständnis und Entscheidungsregeln sind unumgänglich.
  • Eingestehen von mehr Eigenverantwortung an die Mitarbeiter und agile, schnell reagierende Systeme können dabei helfen sich an die neuen Anforderungen anzupassen.
  • Strategische Partnerschaften können dabei helfen sich gegen ungeplante Veränderungen abzuschirmen.

Es bleibt spannend zu sehen, wie sich die neu gewonnenen Erkenntnisse aus der Corona Zeit in Zukunft auf die Arbeitswelt auswirken.

Ob Unternehmen wohl die flexibleren Arbeitszeiten und -orte mit in die neue Arbeitskultur integrieren, anstatt sich davor zu verschließen?

Wir werden es erleben.  

#stayhome #stayhealthy

Eure Vanessa