15. April, 2019

Digitalisierung! Und was jetzt? - Die Top 3 Erkenntnisse vom Digital Festival hub.berlin 2019

Digitalisierung hier, Digitalisierung da. Toaster die sprechen können, Autos, die fliegen und Computer, die wissen was du willst, bevor du es selbst weißt.

Sieht so unsere schöne, neue Welt mit Digitalisierung aus? Oder wird sowieso alles ganz anders?

Unser Besuch auf dem größten Digital-Festival Europas hub.berlin 2019 war aufschlussreich und gibt Antworten, immer die Themen AI, Automatisierung und Big Data im Blickfeld.

1. Digitalisierung, die neue Allzweckwaffe?

Man könnte das Gefühl haben, dass das Trendwort “Digitalisierung” zur Allzweckwaffe ernannt wurde und nun alle Probleme hiesiger Unternehmen lösen soll. Und klar ist, wenn man sich durch die coole Backstein-Location der hub.berlin schlängelt, mit vielen wuseligen Digitalexperten und Digitalunternehmen gefüllt, dass Digitalisierung Veränderung bringen wird. Und auch Franz Kafka wusste schon, dass “Wege dadurch entstehen, dass man sie geht”. Mit “man” sind dann offenbar wir Menschen gemeint. Tim Zanni, Global Technology Sector Lead bei KPMG, sagte nämlich genau das, in seinem Vortrag “Technology Innovation Hub - what the future holds”: “Every successful tech company has great access to great people - as Silicon Valley had great scientists and universities in San Francisco”. Somit ist auch klar, dass Digitalisierung nur mit und durch uns Menschen passieren wird und es nicht einfach so von alleine geschehen wird. Weiterhin erläutert Tim Zanni, dass selbst autonom fahrende Autos, die offensichtlich keinen Menschen mehr hinter dem Steuer, in jedem Fall aber Menschen im Hintergrund haben werden, die kontrollieren und überwachen. Die Digitalisierung selbst, der globale Digitalisierungs-Prozess, ist auch wiederum von menschlichen Groß-Ereignissen bestimmt. So sind es vor allem große, globale Sport Events wie die Olympischen Spiele oder die Fussball-WM, die neue Errungenschaften der Digitalisierung präsentieren und salonfähig machen. Beispielsweise wurde bei den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea 5G eingeführt und ein Jährchen später ist auch Deutschland kurz davor ein neues Zeitalter der Mobilfunkgeneration einzuläuten. Wir können also gespannt sein, welches neue Digitalisierungs-Highlight Tokio bei den Olympischen Spielen 2020 präsentieren wird. Vielleicht serienreife Flugtaxen? Zumindest die Olympia-Medaillen sollen aus Elektroschrott gefertigt werden; ist ja auch ein schöner Nebeneffekt der Digitalisierung. Um es abschließend noch in den Worten unseres Wirtschaftsministers, Peter Altmaier, zu sagen: “Die wirklich wahren Themen um die sich die Denker und Lenker deutscher und europäischer Unternehmen heutzutage kümmern müssen, sind AI, Machine Learning und Big Data. Und nur wenn wir hier in menschliche Intelligenz investieren, können wir beim Thema Digitalisierung mitreden”.

2. Tut Digitalisierung eigentlich weh?

Der gemeine Deutsche scheut ja bekanntlich erst einmal alles was neu und anders ist. Digitalisierung ist neu und irgendwie anders. Und das macht uns Angst. Daher müssen, wie so oft, Gesetze und Regelungen her um diese Angst zu nehmen. Denn, so Justizministerin Dr. Katarina Barley in ihrem Vortrag, “es hat jeder das Recht zu wissen, dass gerade ein Algorithmus auf einen angesetzt ist”. Sie schildert den Fall einer Recruiting Software in den USA, die befangen ist und bei der Rekrutierung von IT Spezialisten explizit Frauen diskriminiert, “weil ihr der Algorithmus mitteilt, dass Männer der bessere Fit wären”. Somit ist die Frage in der Überschrift ja fast schon beantwortet: Ja, Digitalisierung kann weh tun. Denn wenn sie nicht, wie so Vieles, richtig gesteuert wird, dann können schnell Benachteiligungen jeglicher Art entstehen. Man schaue nur mal in den vergangenen US-Wahlkampf Trump vs. Clinton hinein. Stichwort: “Cambridge Analytica”! Was ursprünglich als Analytik-Tool erfunden wurde um hochkomplexe wirtschaftliche und politische Themen zu strukturieren, endete in Massen-Manipulationen und der Insolvenz des gleichnamigen Unternehmens. Manuela Mackert, Chief Compliance Officer der Telekom, bringt es in ihrem Vortrag auf den Punkt: “AI kann gefährlich sein, daher brauchen wir Guidelines“. Damit Digitalisierung den Kunden der Deutschen Telekom nicht wehtut, definieren die Guidelines der Telekom vorrangig Kontrolle, Transparenz, Sicherheit und Kooperation als wichtigste Grundsätze.

Geht das schon weit genug? Oder müssen auf europäischer Basis mehr Regelungen wie z.B. die DSGVO Einzug halten, damit uns die Digitalisierung nicht auf der Nase rumtanzt? Die Zukunft wird es zeigen!

3. Wo ist Digitalisierung wirklich sinnvoll?

Überall? Das ist mal eine wirklich gute Frage. Wir haben uns den Werbe-Stand und die Idee des Start-Ups “Wunderpen” mal genauer angeschaut: Hier werden Briefe “handschriftlich” von einer Maschine verfasst. Die Maschine übernimmt quasi die bislang ur-menschliche Aufgabe und Eigenschaft, Gefühle und Emotionen durch eine individuelle Handschrift zu überliefern. Und noch mehr: Die Maschine suggeriert, dass sich ein Mensch in dieser hektischen und überladenen Zeit wirklich Zeit nimmt für dich um einen Brief handschriftlich zu verfassen; totale Wertschätzung eben. Grandiose Idee! Nun können die Konzerne dieser Welt ihre Entschuldigungsschreiben von einer Maschine schreiben lassen, in nur 3 Minuten einen Brief erstellen, der eine Handschrift trägt, die einen dahinschmelzen und von Astrid Lindgren Geschichten träumen lässt. Geht denn somit nicht der Trend Digitalisierung zurück zur Analogisierung weil wir Menschen uns wieder mehr Menschlichkeit (einen von menschlicher Hand geschriebenen Brief) wünschen? Zumindest Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von Microsoft Deutschland, bringt es auf den Punkt: “It’s about humans that do the art... Tech is there to help“. Da haben wir es mal wieder: Am Ende steht der Mensch im Mittelpunkt und so soll es ja schließlich auch sein. Wo letztendlich überall die Digitalisierung Einzug halten wird, können wir gar nicht wirklich sagen. Die hub.berlin jedenfalls zeigt, dass hier ohne Ende Musik drin ist - sei es bei den Chancen zur Verbesserung unseres Alltags, sei es aber auch bei der Regulierung und Sicherstellung der Einhaltung von Werten. In jedem Fall: IT verändert die Welt - JA - aber die Menschen hinter der IT sind die Schöpfer und müssen die Kontrolle behalten!

Euer Hendrik Feist